Josephine Baker
Geschrieben von Johann Schwarzmeier   
Freitag, 5. September 2008
Josephine Baker
Name Josephine Baker
Land USA
Verbreitungsgrad International
Bürgerlicher Name Freda Josephine McDonald
Geboren 3. Juni 1906 in St. Louis, Missouri, USA
Gestorben 12. April 1975 in Paris
Awards

französische Tänzerin, Sängerin und Schauspielerin

Josephine Baker wurde als uneheliche Tochter des jüdischen Schlagzeugers Eddie Carson und der Waschfrau Carrie McDonald in St. Louis, Missouri, geboren. Sie wächst in ärmlichen Verhältnissen auf. Von ihrer Mutter wird sie Tumpie genannt. Der Spitzname Tumpie ist eine Abwandlung des Namens Humpty Dumpty aus dem Kinderbuch Alice hinter den Spiegeln von Lewis Carroll. 1907 wird ihr Bruder Richard geboren und der Vater verlässt im gleichen Jahr die Familie. 1911 heiratet die Mutter ein zweites Mal und Josephine bekommt zwei Halbgeschwister aus dieser Ehe. Sie und ihr Bruder Richard werden von ihrem Stiefvater Arthur Martin adoptiert. Am 2. Juli 1917 erlebt Baker einen Pogrom in St. Louis mit, bei dem nach unterschiedlichen Berichten bis zu hundert Menschen ermordet werden. Dieses Erlebnis prägt sie so stark, dass sie später zu einer engagierten Kämpferin gegen Rassismus wird. Im Alter von 13 Jahren wird sie von ihrer Mutter mit dem um viele Jahre älteren Willie Wells verheiratet. Im gleichen Jahr hat sie ihre ersten Auftritte als Komparsin im Booker Washington Theatre in St. Louis. Die Ehe mit Wells hält nur einige Wochen. 1921 heiratet sie den Zugbegleiter Willie Baker, den sie zwar 1925 verlässt, dessen Nachnamen sie aber zeitlebens behält.

Ihre Laufbahn begann mit 16 Jahren am Standard Theatre in Philadelphia. Anschließend ging sie nach New York und erhielt ein Engagement in einer Vaudeville-Truppe, mit der sie ein halbes Jahr durch die USA tourte. Von 1923 bis 1924 war sie Chorus-Girl in der musikalischen Komödie Shuffle Along in New York und trat dann in der schwarzen Revue The Chocolate Dandies auf. In New York machte die Baker auch die Bekanntschaft des damals in den USA äußerst populären und bekannten deutschen Dichters Karl Gustav Vollmoeller. Dieser ist seit vielen Jahren als Talentsucher und -förderer für Tänzerinnen und Schauspielerinnen tätig. Er vermittelt der Baker Engagements in Berlin und Paris. Nach Auftritten im New York(er) Plantation Club verpflichtete sie sich für La Revue Nègre, die am 2. Oktober 1925 in Paris im Théâtre des Champs-Elysées Premiere hatte.

Josefine Bake im Bananen KostümMit ihrem Tanz eroberte sie das Pariser Publikum im Sturm, das erstmals einen Charleston zu sehen bekam. André Levinson schrieb begeistert: „Josephine ist kein groteskes schwarzes Tanzgirl mehr, sondern jene schwarze Venus, die den Dichter Baudelaire in seinen Träumen heimsuchte.“ Weitere Stationen mit La Revue Nègre waren Brüssel und Berlin, wo sie am 14. Januar 1926 im Nelson-Theater am Kurfürstendamm erstmals in Deutschland auftrat. Anlässlich ihres Engagements in Berlin ist die Baker ständiger Gast in Karl Gustav Vollmoellers Berliner Wohnsitz am Pariser Platz. Wie es anlässlich dieser Treffen zuging, hat Harry Kessler in einigen seiner Tagebucheintragungen festgehalten, so am 13. Februar 1926: „Um eins, nachdem gerade meine Gäste gegangen waren, rief Max Reinhardt an, er sei bei Vollmoeller, sie bäten mich beide, ob ich nicht noch hinkommen könne? Miss Baker sei da, und nun sollten noch fabelhafte Dinge gemacht werden. Ich fuhr also zu Vollmoeller in seinen Harem am Pariser Platz und fand dort außer Reinhardt und Huldschinsky zwischen einem halben Dutzend nackter Mädchen auch Miß Baker, ebenfalls bis auf einen roten Mullschurz völlig nackt, und die kleine Landshoff (eine Nichte von Sammy Fischer) als Junge im Smoking (...) Die nackten Mädchen lagen oder tänzelten zwischen den vier oder fünf Herren im Smoking herum, und die kleine Landshoff, die wirklich wie ein bildschöner Junge aussieht, tanzte mit der Baker moderne Jazztänze zum Grammophon.“ 1926 und 1927 war sie der Star der Folies Bergère. Sie trat in zwei Revuen von Louis Kenarchand auf, in der sie mit ihrem berühmten Bananenröckchen tanzte.

Ende 1926 heiratete sie öffentlichkeitswirksam den sizilianischen Steinmetz Giuseppe Pepito Abatino, der zuvor bereits künstlerisch in ihren Shows mitwirkte. Abatino, der sich als Graf Di Albertini ausgab, wurde zu Josephine Bakers Geliebtem und Manager. Baker trug nun aus Gründen der Publicity als erste schwarze Amerikanerin einen europäischen Adelstitel. Der österreichische Architekt Adolf Loos entwarf 1928 ein Haus für Josephine Baker mit schwarz-weiß gestreifter Marmorfassade, das jedoch nie gebaut wurde. Wegen ihrer unglaublichen Kostüme und Tänze erhielt sie Auftrittsverbote in Wien, Prag, Budapest und München, was sie um so interessanter für das Publikum machte. An Bord des Schiffes „Giulio Cesare“ sang sie in der Kabine für Le Corbusier, der sie nackt zeichnete und daraufhin neue Bauten aus dem Geiste ihres Tanzes forderte; er baute nach der Begegnung die „Villa Savoye“.

Nach einer Tournee durch Osteuropa und Südamerika trat sie vor allem als Sängerin in Erscheinung. „J’ai deux amours“, „Aux Îles Hawai“ und „Pretty Little Baby“ zählten zu ihren erfolgreichsten Liedern. Sie spielte u. a. die Hauptrolle in den Filmen La Sirène des Tropiques 1927, Zouzou 1934 und Princesse Tam-Tam 1935. Schnell wurde sie zur erfolgreichsten US-amerikanischen Unterhalterin in Frankreich, wohingegen sie in den USA unter Rassenvorurteilen zu leiden hatte. 1936 fiel sie in den USA mit einer Show der Ziegfeld Follies durch, worunter sie sehr litt.

1937 nahm Josephine Baker die französische Staatsbürgerschaft an. Die Kriegsjahre des Zweiten Weltkriegs verbrachte sie in Frankreich und Nordafrika. Sie trat vor französischen Truppen auf und arbeitete für die Résistance und den Geheimdienst. Sie machte den Pilotenschein, wurde Leutnant und erhielt nach Kriegsende u. a. die Rosette der Legion d'honneur. 1947 heiratete sie ihren Orchesterleiter Jo Bouillon. Sie blieben bis 1957 zusammen und wurden 1961 geschieden.

Obwohl sie in Frankreich lebte, unterstützte sie die US-amerikanische Bürgerrechtsbewegung schon in den fünfziger Jahren. Sie protestierte auf ungewöhnliche Weise gegen Rassismus, indem sie zwölf Waisenkinder unterschiedlicher Hautfarben adoptierte: die Jungen Akio (Koreaner), Janot (Japaner), Luis (Kolumbianer), Jarry (Finne), Jean-Claude (Kanadier), Moïse (Franzose und Jude), Koffi (Ivorer), Mara (Venezolaner), Noël (Franzose) und Brahim (Algerier) sowie die Mädchen Marianne (Französin) und Stellina (Marokkanerin). Auf diese Weise gründete sie eine Familie (von ihr als „Regenbogenfamilie“ bezeichnet), mit der sie, manchmal unter schwierigen finanziellen Bedingungen, auf Schloss Les Milandes im südfranzösischen Perigord lebte. 1956 kündigte sie ihren Rückzug von der Bühne an, feierte aber 1961 schon ihr Comeback und trat 1973 erfolgreich in der Carnegie Hall auf.

1960 wurde Josephine Baker Mitglied der Freimaurerei in der Loge Nouvelle Jérusalem der Grande Loge Féminine de France.

Am 8. April 1975 war die Premiere ihrer Show Joséphine, in der sie ihr fünfzigjähriges Bühnen-Jubiläum feierte. Kurz darauf erlitt sie eine Gehirnblutung, an deren Folgen sie am 12. April starb.

Josephine Baker schrieb mehrere Autobiografien, die jeweils eine andere Geschichte über ihre Karriere und ihre Familie beinhalteten.

Sie wurde mit einem französischen Militärbegräbnis geehrt. Sie liegt in Monaco begraben.
Letzte Aktualisierung ( Freitag, 5. September 2008 )
 
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